Ambulante Kinderchirurgie
– Dilemma oder Lösung der ökonomischen Probleme?
Eltern fordern die bestmögliche,
altersspezifische Versorgung für ihre Kinder. Und das möglichst wohnortnah.
Kinderchirurgische Kliniken sind heute aber finanziell und strukturell nicht
mehr so ausgestattet, dass eine flächendeckende Versorgung der jungen Patienten
in Zukunft gesichert ist. Prof. Dr. med. Bernd Tillig, Präsident der Deutschen
Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH): „Das liegt an der Vergütung über das
DRG-System, welches die Besonderheiten der stationären Kinderchirurgie nicht
berücksichtigt. Kinder brauchen mehr Betreuungspersonal, mehr Struktur, mehr
Spezialisierung.“ Welche Lösung gibt’s? Tillig: „Wir können immer mehr
ausgewählte Operationen bei gleicher Sicherheit und Qualität ambulant
durchführen. Das entspricht auch mehr der Psyche der Kinder als ein
Krankenhausaufenthalt. Zum anderen müssen wir die aufwendigen und
spezialisierten stationären Kinder-OPs an immer weniger Zentren durchführen.
Damit steigen dann auch die Fallzahlen, damit die hohe Qualität gewährleistet
werden kann. Insgesamt ist die ambulante Kinderchirurgie jedoch noch
unterfinanziert und viele Standard-OPs sind in den Praxen nicht kostendeckend zu
erbringen. Krankenkassen und KBV sind nun gefordert Finanzierungsmodelle zu
unterstützen. Ich habe die allergrößte Hoffnung, dass die Kinder als Zukunft
unserer Gesellschaft bei der Politik Gehör finden.“
Transplantation – mehr
Forschung, weniger Ökonomisierung
Prof. Dr. med. Thomas Becker,
Direktor der Klinik für Allgemeine und Thoraxchirurgie am Uni-Klinikum
Schleswig Holstein, Campus Kiel: „2006 wurden die
Verteilerkriterien im Transplantationsgesetz geändert. Das „sickest-first“-Prinzip
führte zur Senkung der Wartelistensterblichkeit, aber gleichzeitig zu einem
geringeren Patientenüberleben nach Lebertransplantationen. 2012 wurde das
Gesetz novelliert. Von nun an gab es Transplantationsbeauftragte an den
Kliniken. Die Überprüfung aller Transplantationszentren ergab schwere
Regelverstöße nur in 4 von 26 Lebertransplantationszentren. Die geplante
Einführung eines nationalen Transplantationsregisters eröffnet Perspektiven
effizient Daten zu generieren, was eine transparente und gerechte Verteilung
von Spenderlebern ermöglicht.“
Haftpflichtversicherungen
für Chirurgen explodieren
Zahlungsforderungen bei
operativen Leistungen nehmen rapide zu, weil die Schadenssummen pro Fall extrem
steigen. Im Durchschnitt dauert ein Verfahren sieben bis acht Jahre. Das macht
eine Kalkulation für die Versicherer immer schwerer, weshalb sich viele aus dem
Geschäft zurückziehen und bereits mehrere hundert Verträge für Krankenhäuser
gekündigt haben. 2012 mussten die deutschen Kliniken rund 350 Mio. Euro
Versicherungsprämien bezahlen, um sich gegen Schadensersatzansprüche zu
versichern. Die verbliebenen Anbieter haben diese Beiträge 2013 nun um 200 Mio.
Euro erhöht. Um dem Einhalt zu gebieten hat die Deutsche Gesellschaft für
Thoraxchirurgie ein Projekt gestartet, bei dem Deutschlands größter
Krankenhaus-Versicherer direkt mit den Thoraxchirurgen zusammenarbeitet.
Geklärt werden sollen Fragen, wie „Gibt es OP´s mit besonders hohem Risiko?“,
"Gibt es Techniken mit besonders vielen Fehlern?", "Lassen sich
Schwachpunkte definieren"? usw. Dr. med. Christian Kugler, Präsident der
Gesellschaft für Thoraxchirurgie: „Wenn wir Antworten finden, können wir ein
Anforderungsprofil für operative Fachabteilungen entwickeln. Dann sind die
Unternehmen auch wieder bereit potentielle Schäden zu versichern. Gleichzeitig
wird enorm die Patientensicherheit gesteigert.“