Single-Shot vor der OP – nur dann sind Antibiotika ein wahrer Segen
Rund drei Millionen Patienten in Europa sind derzeit von Krankenhaus-Infektionen betroffen. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) will die Zahl von Wundinfektionen in deutschen Kliniken mit einem einfachen 5-Punkte-Plan zum perioperativen Antibiotika-(PAP)Einsatz reduzieren. Erstens: Das für die entsprechende OP geeignete Antibiotikum soll in der korrekten Dosierung ausgesucht werden. Hierfür soll eine Experten-Gruppe jährlich die PAP-Medikamente neu festlegen. Zweitens: Die Applikation muss in die Hände der Anästhesie gelegt werden. Drittens: Die Gabe der Prophylaxe muss zuverlässig 60 bis 30 Minuten vor dem Eingriff erfolgen. Viertens: Das Antibiotikum soll nur einmal (Single-Shot) bei OPs bis 3 Stunden Länge gegeben werden. Bei längerer OP oder starkem Blutverlust soll die Gabe intraoperativ wiederholt werden. Fünftens: Die Antibiotika-Gabe nach Operationen soll unterbleiben. Eine Ad-hoc-Kommission soll in Kürze die Prinzipien definieren und flächendeckend in deutschen Kliniken umsetzen.
Hirn-OP – Lichtstrahlen machen erstmals Seh- und Gefühlszentren während des Eingriffs sichtbar
Eine weltweit neue Technik, die mit Lichtstrahlen Hirnaktivität misst und in Bilder umwandelt, kann Tumor-OPs am Gehirn künftig sicherer machen. Das sogenannte „Intraoperative Optical Imaging“ (IOI), zeigt während der OP in Echtzeit, wo Funktionen wie Gefühl, Bewegung, Sehen oder Sprache sitzen. So kann verhindert werden, dass versehentlich gesundes, wichtiges Gewebe mit weggeschnitten wird. Entwickelt hat diese Methode ein Wissenschaftler-Team um Prof. Dr. med. Gabriele Schackert, Direktorin der Klinik für Neurochirurgie am Uniklinikum Dresden zusammen mit der Firma Zeiss. Eine Kamera, die im OP-Mikroskop integriert ist, filmt die lichtbestrahlte Hirnoberfläche. Ein Filter vor der Kamera lässt bevorzugt Wellenlängen passieren, in denen das Blut eine starke Absorption zeigt. Ein Computer setzt die Infos in Bilder um.
Patientensicherheit durch evidenzbasierte Medizin
„Für jegliche Diagnostik oder Therapie sollte vor Anwendung am Menschen der eindeutige Beweis erbracht werden, dass deren Anwendung dem Patienten einen Nutzen bringt und dieser potentielle Risiken weit übersteigt“, fordert Prof. Dr. med. Jochen Cremer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG). Neue Therapieverfahren sollten gegenüber bewährten Behandlungen Vorteile aufweisen, die sich anhand definierter Kriterien nachweisen lassen. Aus Patientensicht ist es essentiell, dass Therapien heute sanfter und angenehmer, falls möglich, schmerzfrei erfolgen. Weitere Kriterien sind unter anderem die Verfahrenssicherheit, die Lebensqualität, sowie das kurz-, mittel- und langfristige Überleben. Die hierzu notwendigen Erkenntnisse sind prinzipiell durch wissenschaftliche Studien und medizinische Register zu erlangen.