Freitag, 28. März 2014

131. DGCH-Kongress in Berlin - News aus den Pressekonferenzen


Ambulante Kinderchirurgie – Dilemma oder Lösung der ökonomischen Probleme?
Eltern fordern die bestmögliche, altersspezifische Versorgung für ihre Kinder. Und das möglichst wohnortnah. Kinderchirurgische Kliniken sind heute aber finanziell und strukturell nicht mehr so ausgestattet, dass eine flächendeckende Versorgung der jungen Patienten in Zukunft gesichert ist. Prof. Dr. med. Bernd Tillig, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH): „Das liegt an der Vergütung über das DRG-System, welches die Besonderheiten der stationären Kinderchirurgie nicht berücksichtigt. Kinder brauchen mehr Betreuungspersonal, mehr Struktur, mehr Spezialisierung.“ Welche Lösung gibt’s? Tillig: „Wir können immer mehr ausgewählte Operationen bei gleicher Sicherheit und Qualität ambulant durchführen. Das entspricht auch mehr der Psyche der Kinder als ein Krankenhausaufenthalt. Zum anderen müssen wir die aufwendigen und spezialisierten stationären Kinder-OPs an immer weniger Zentren durchführen. Damit steigen dann auch die Fallzahlen, damit die hohe Qualität gewährleistet werden kann. Insgesamt ist die ambulante Kinderchirurgie jedoch noch unterfinanziert und viele Standard-OPs sind in den Praxen nicht kostendeckend zu erbringen. Krankenkassen und KBV sind nun gefordert Finanzierungsmodelle zu unterstützen. Ich habe die allergrößte Hoffnung, dass die Kinder als Zukunft unserer Gesellschaft bei der Politik Gehör finden.“

Transplantation – mehr Forschung, weniger Ökonomisierung
Prof. Dr. med. Thomas Becker, Direktor der Klinik für Allgemeine und Thoraxchirurgie am Uni-Klinikum Schleswig Holstein, Campus Kiel: „2006 wurden die Verteilerkriterien im Transplantationsgesetz geändert. Das „sickest-first“-Prinzip führte zur Senkung der Wartelistensterblichkeit, aber gleichzeitig zu einem geringeren Patientenüberleben nach Lebertransplantationen. 2012 wurde das Gesetz novelliert. Von nun an gab es Transplantationsbeauftragte an den Kliniken. Die Überprüfung aller Transplantationszentren ergab schwere Regelverstöße nur in 4 von 26 Lebertransplantationszentren. Die geplante Einführung eines nationalen Transplantationsregisters eröffnet Perspektiven effizient Daten zu generieren, was eine transparente und gerechte Verteilung von Spenderlebern ermöglicht.“

Haftpflichtversicherungen für Chirurgen explodieren
Zahlungsforderungen bei operativen Leistungen nehmen rapide zu, weil die Schadenssummen pro Fall extrem steigen. Im Durchschnitt dauert ein Verfahren sieben bis acht Jahre. Das macht eine Kalkulation für die Versicherer immer schwerer, weshalb sich viele aus dem Geschäft zurückziehen und bereits mehrere hundert Verträge für Krankenhäuser gekündigt haben. 2012 mussten die deutschen Kliniken rund 350 Mio. Euro Versicherungsprämien bezahlen, um sich gegen Schadensersatzansprüche zu versichern. Die verbliebenen Anbieter haben diese Beiträge 2013 nun um 200 Mio. Euro erhöht. Um dem Einhalt zu gebieten hat die Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie ein Projekt gestartet, bei dem Deutschlands größter Krankenhaus-Versicherer direkt mit den Thoraxchirurgen zusammenarbeitet. Geklärt werden sollen Fragen, wie „Gibt es OP´s mit besonders hohem Risiko?“, "Gibt es Techniken mit besonders vielen Fehlern?", "Lassen sich Schwachpunkte definieren"? usw. Dr. med. Christian Kugler, Präsident der Gesellschaft für Thoraxchirurgie: „Wenn wir Antworten finden, können wir ein Anforderungsprofil für operative Fachabteilungen entwickeln. Dann sind die Unternehmen auch wieder bereit potentielle Schäden zu versichern. Gleichzeitig wird enorm die Patientensicherheit gesteigert.“