Mittwoch, 1. Oktober 2014

6. Nachwuchs-Kongress „Staatsexamen & Karriere“ - Chirurgie oder Innere Medizin? Erstaunlich viele haben sich schon entschieden …



Berlin – Für viele angehende Ärzte war es der erste Kongress im Leben: Knapp 200 Studenten trafen sich kurz vor ihrem letzten Staatsexamen für 2 Tage in der Hauptstadt um sich auf die mündlichen Prüfungen zum Arzt mit Bravour vorzubereiten. Die Berufsverbände der Deutschen Chirurgen (BDC) und Internisten (BDI) hatten zum Nachwuchs-Kongress „Staatsexamen & Karriere“ eingeladen. Ihnen geht es neben der Prüfungsvorbereitung vor allem darum, die jungen Menschen für eine Karriere als Chirurg oder Internist zu begeistern. 

Bei Anna (29), die in Riga studiert, war das gar nicht mehr nötig: „Ich gehe auf jeden Fall in die Viszeralchirurgie. Abdominale Chirurgie interessiert mich sehr. Später kann ich mir sogar mal eine eigene Praxis vorstellen.“ Anders bei Jenny (23) aus München: „Ich warte erstmal aufs Praktische Jahr. Wenn ich da ein bisschen rumkomme, kann ich besser einschätzen was mir gefällt und wo ich gut bin.“ Beide üben zwischen den Vorträgen schon mal fleißig im Naht- und Knotenkurs.

„Nicht zwischen die Pinzetten kommen, da kriegt ihr einen mörderischen Stromschlag“, sagt Martin Winn, Medizinprodukteberater bei Covidien und zuständig für Elektrochirurgie und Ultraschall. Für eine halbe Stunde sind Andrea (24) aus Aachen und Constanze (25) aus Göttingen „seine“ Studentinnen. Ganz konzentriert beugen sie sich über ihr Schweineschnitzel und lernen etwas über die Schnitt- und Versiegelungszone. Der verbrannte Geruch interessiert hier längst niemanden mehr – da sind sie schon Profis. Während Andrea mit dem Gerät ins rote Fleisch fährt, erzählt sie: „Ich möchte auf jeden Fall Chirurgin werden. Nur das Gebiet steht noch nicht fest.“
Ob Elektrochirurgie, Sonografie, Laparoskopie: viele Medizintechnik-Firmen unterstützen den Kongress immer wieder großzügig mit Personal, Geräten, Material. Nur so ist gewährleistet, dass die Studenten von Anfang an mit neuester Technik präzise in allen Bereichen trainieren können.

Einen Stock tiefer übt Nicole (25) aus Rostock in der Sonografie. Mit dem Ultraschallkopf fährt sie gekonnt über den Bauch ihrer Freundin. „Ich suche gerade die Niere“, sagt sie. Und: „Die linke Niere ist halt schwerer zu finden, weil die Milz sie überdeckt“. Es folgen noch Leberarterie, Magen und Bauchspeicheldrüse, ehe die angehende Ärztin uns verrät: „Bei mir steht alles felsenfest – ich arbeite später in der internistischen Kinderheilkunde!“ Ihre Kommilitonin für einen Tag, Karoline (25) aus München, geht in die Chirurgie, sagt: „Es wird die Unfall-, orthopädische oder Rekonstruktionschirurgie.“

Am vollsten ist der Saal beim Thema „Prüfungsstrategien und mündliche Präsentation“. Für alle, die jetzt im Oktober mit ihrem Staatsexamen „dran sind“ ist das natürlich ein Muss. Ob Vorbereitung auf die Prüfungen, Videositzungen oder internistische und chirurgische Grundlagen – die Vortragenden sind nicht nur Profis, sondern stecken auch ihr Herzblut in die Ausbildung des Nachwuchses. Kein Wunder also, dass einige von ihnen sogar noch abends bei der Cocktailparty mit den Studenten plaudern und sich Löcher in den Bauch fragen lassen… .

In der Laparoskopie treffen wir dann noch Vanessa. Die 25-Jährige hat ihren Job schon vor dem Examen in der Tasche. „Das PJ habe ich fertig. Mein schriftliches Staatsexamen ist vom 7. bis 9. Oktober, das mündliche am 21. und 22. Oktober. Ab 1. Januar fange ich schon als Assistenzärztin in der Viszeralchirurgie in Stendal an.“ Als 25-Jährige – so früh? „Ja, ich habe gleich nach dem Abi losgelegt. Und eigentlich wollte ich auf keinen Fall in die Chirurgie. Ich habe immer gedacht, man hat da keinen Kontakt zu den Patienten, weil die nur betäubt auf dem Tisch liegen. Doch das ist ja gar nicht so. Ich muss viel aufklären, erläutern, in Gesprächen die Ängste nehmen. Und dann hat mir das Handwerkliche auch noch so viel Spaß gemacht.“ Und die Arbeitszeiten? „Klar wird mal die eine oder andere Überstunde anfallen. Aber Familie möchte ich trotzdem. Die Kliniken werden sich schon anpassen, denn wir sind jetzt schon viel mehr Frauen. Und mit Kind ist man eben einige Zeit etwas unflexibler.“